Lektürehilfen / Literaturhilfen im Schulunterricht
Lektürehilfen bzw. Lektüreschlüssel können eine wertvolle Ergänzung des Deutsch- oder Fremdsprachenunterrichts darstellen, da sie den Schülern den ersten Einstieg in ein Thema erleichtern, ohne sich jedoch mit Einzelheiten aufzuhalten.
Gerade bei älteren oder schwer zugänglichen Texten erscheint es vielen Heranwachsenden hilfreich, sich zunächst mit dem Hintergrund eines Werkes sowie möglichen Interpretationen vertraut zu machen. Zwar besteht die Gefahr, dass vorgefertigte Meinungen und Aussagen unreflektiert übernommen werden; in vielen Fällen wird jedoch vielmehr der Grundstein für eigene Denkansätze gelegt.
Immer wieder erfährt man, dass Jugendliche sich nur zögerlich in die Gefilde der so genannten “anspruchsvollen Literatur” wagen, dass sie sich abschrecken lassen von der Möglichkeit des Nicht-Verstehens. Lektüreschlüssel können, bei richtiger Verwendung, die Hemmschwelle senken; sie können als Schlüssel zur Welt der Literatur fungieren und auf diese Weise den Horizont des Einzelnen entscheidend erweitern.
Seien es neu gewonnene Assoziationen oder bisher ungekannte Blickwinkel – durch die Auseinandersetzung mit Lektürehilfen lernen die Schüler ihrer Phantasie bei der Interpretation eines Textes freien Lauf zu lassen und auch ungewöhnliche Gedankensprünge nicht länger zu scheuen. Die Deutungsfreiheit, die ihnen dabei vermittelt werden kann, wird den Schülern nicht nur in ihrem Studium zugute kommen.
Hinzu kommen die oft zahlreich vorhandenen Hintergrundinformationen. Ein literarisches Werk in den jeweiligen historischen, gesellschaftlichen und literaturgeschichtlichen Kontext einordnen zu können, trägt nicht unwesentlich zu seinem Verständnis bei. [Angaben zur Rezeptions- und Wirkungsgeschichte eröffnen neue Perspektiven und bieten Stoff für Diskussionen, während weiterführende Literaturhinweise die Schüler mit dem wissenschaftlichen Diskurs vertraut machen und unter Umständen Interesse an der näheren Auseinandersetzung mit dem Text wecken.]
Bei der Vorbereitung auf das Abitur können sich Lektürehilfen in hervorragender Weise bewähren, wenn es darum geht, letzte Verständnisschwierigkeiten auszuräumen oder ein Detail der Handlung nachzuschlagen.
Im Fremdsprachenunterricht erleichtern sie häufig das Erlernen der Vokabeln, da diese in den Zusammenhang eines plastischen literarischen Werks gestellt werden. Zudem erhält der Schüler durch erklärende Hinweise ein Gespür für den tatsächlichen, manchmal umgangssprachlichen Gebrauch einer Fremdsprache abseits der formal eher strengen Schulbuchtexte. Manch herausragender Vertreter der fremdsprachigen Literatur wäre ohne die Zuhilfenahme eines Lektüreschlüssels – selbst in der Oberstufe – nur schwer zu vermitteln.
In Zeiten, in denen sich das Internet zur wichtigsten Informationsquelle der heranwachsenden Generationen entwickelt, erscheint es besonders wichtig, Schüler regelmäßig auf alternative Angebote aufmerksam zu machen, die den Vorteil der Seriosität und Wissenschaftlichkeit genießen und darüber hinaus vergleichsweise preiswert sind.
Lektürehilfen sollten von der Lehrkraft sinnvoll in den Unterricht eingebunden werden. Sie können als Grundlage, Wissensbasis und Denkanstoß dienen. Davon ausgehend ist jedoch eine selbstständige Beschäftigung mit der Primärliteratur in jedem Falle unerlässlich.